Erzählen Sie mal... Interview mit einem Mitglied des Geschäftsbereichs Reinigung bei Fraunhofer

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In unserer Interview-Reihe stellen wir Ihnen in jedem Newsletter ein Mitglied aus dem Fraunhofer-Geschäftsbereich Reinigung einmal näher vor. Diesmal stand uns Philipp Burgdorf vom Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik IPK Rede und Antwort. Lesen Sie mehr über seinen Werdegang sowie seine persönliche Sichtweise zu den Zielen, Potenzialen und Wünschen für den Fraunhofer-Geschäftsbereich Reinigung.

 

1. Wie bist Du zum Fraunhofer-Geschäftsbereich Reinigung (FRei) gekommen?

Als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Fertigungstechnologien am Fraunhofer IPK liegt mein Hauptfokus auf der robotergestützten Bearbeitung. Neben der zerspanenden Bearbeitung wird auch die Oberflächenbehandlung mit Strahlverfahren häufig durch Roboter durchgeführt. Insbesondere bin ich daran interessiert, das Verfahren des CO2-Strahlens als vielseitige Reinigungsmethode im Bereich der Reinigungstechnik zu fördern und zu vertreten.

 

2. Welches Ziel hast Du Dir für Deine Arbeit im Fraunhofer-Geschäftsbereich Reinigung gesetzt?

Die Reinigung als integraler Bestandteil der industriellen Produktion wird oft als nachrangiger Beitrag zur Wertschöpfung betrachtet. Doch hohe Reinigungskosten und der vergleichsweise hohe Energie- und Zeitbedarf bieten ein beträchtliches Potenzial zur Kosteneinsparung. Zudem bieten trockene und rückstandsfreie Reinigungsmethoden die Möglichkeit, Reinigungsprozesse ohne den Einsatz von Wasser oder Chemikalien durchzuführen. Auch nachfolgende Schritte wie das Trocknen der gereinigten Bauteile entfallen. Mein Ziel ist es, die Anwendungsmöglichkeiten dieser aus unserer Sicht umweltfreundlichen Reinigungstechnik zu erweitern und langfristig die Reduzierung des Chemikalienverbrauchs sowie des Wasserverbrauchs entscheidend zu fördern.

 

3. Was möchtest Du den Kunden von FRei mit auf den Weg geben?

Die Entwicklung von Reinigungstechnologien verläuft wie bei anderen Technologien kontinuierlich. Sie werden immer effizienter und eröffnen so neue Wege zu innovativen und nachhaltigen Reinigungslösungen, die es ermöglichen, bestehende Reinigungsprozesse zu überdenken und neu zu gestalten. Obwohl herkömmliche Techniken oft zufriedenstellende Reinigungsergebnisse liefern, können sie in Bezug auf den Ressourcenverbrauch nicht mit neueren Technologien konkurrieren. Ähnlich wie im privaten Bereich, wo ältere Geräte von Zeit zu Zeit durch neuere und effizientere Modelle ersetzt werden, sollte auch in der industriellen Reinigung regelmäßig überprüft werden, ob die verwendete Technologie oder die Verfahren veraltet sind und durch ressourcenschonendere Alternativen ersetzt werden sollten.

 

4. Was bietet das Fraunhofer IPK in der Reinigungstechnik an?

Das Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik IPK bietet eine breite Palette von Technologien für die trockene und rückstandsfreie Reinigung an. Ein wesentlicher Vorteil besteht darin, dass vor- und nachgelagerte Prozesse minimiert werden können. Das Reinigungsmedium Kohlenstoffdioxid (CO2) sublimiert unmittelbar nach der Reinigung und hinterlässt saubere und trockene Oberflächen. Neben dem Trockeneisstrahlen und dem CO2-Schneestrahlen wird derzeit die Reinigung mit flüssigem Hochdruck-CO2 erforscht. Dies soll eine präzise und besonders schonende Reinigung mit flüssigem CO2 ermöglichen. In den kommenden Monaten wird am Fraunhofer IPK eine Reinigungszelle auf dem neuesten Stand der Technik aufgebaut, um die Weiterentwicklung dieser Technologien zu unterstützen.

 

5. Was macht Dich zu einem kompetenten Partner in der Reinigungstechnik?

Durch meine Arbeit in dem Bereich der Fertigungstechnologien mit dem Schwerpunkt der robotergestützten Bearbeitung verfüge ich über ein breites Wissensspektrum, das sich nicht ausschließlich auf die Reinigungstechnik beschränkt. Dies ermöglicht mir, den gesamten Produktionsprozess in einem ganzheitlichen Kontext zu betrachten und mein Fachwissen entlang der gesamten Prozesskette einzusetzen und somit dazu beizutragen, den Reinigungsprozess optimal auf die Anforderungen und Erfordernisse der Produktion abzustimmen. Gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen am Fraunhofer IPK verfügen wir über ein umfassendes Verständnis für die verschiedenen Aspekte der Fertigungstechnologien, sei es in Bezug auf die Materialbearbeitung, die Automatisierung oder die Qualitätskontrolle. Das ermöglicht uns, effektive Reinigungslösungen zu entwickeln, die nahtlos in den gesamten Produktionsablauf integriert werden können. Dies trägt nicht nur zur Effizienzsteigerung bei, sondern ermöglicht auch eine umweltfreundlichere und nachhaltigere Produktion.

 

6. Was wünschst Du Dir für die Branche?

Die vermeintlich kostengünstigste Reinigungsmethode ist nicht zwangsläufig die umweltfreundlichste Wahl. Angesichts der Ziele und Vorgaben der UN und der EU stehen die industriellen Reinigungsverfahren vor neuen Herausforderungen. Bisherige häufig angewandte und erprobte Verfahren sowie Reinigungszusätze müssen langfristig neu bewertet werden. Daher ist es von großer Bedeutung, die Förderung einer offenen und transparenten Kommunikation innerhalb der Reinigungsbranche zu unterstützen, um die Entwicklung und Fortschritte grüner Reinigungstechnologien langfristig voranzutreiben.

 

7. Was braucht es dringend, damit auf dem Gebiet der Reinigungstechnik der nächste große Schritt gegangen werden kann?

Die zukünftige Reinigungstechnologie sollte und muss deutlich nachhaltiger sein als heute, um ressourcenschonender und umweltfreundlicher zu sein. Es ist von entscheidender Bedeutung, Reinigungsmethoden zu entwickeln, die weniger Wasser, Energie und Chemikalien benötigen. Innerhalb von Unternehmen ist ein Umdenken erforderlich. Vorgaben, die auf den ersten Blick als Einschränkungen erscheinen und Unternehmen vor Herausforderungen stellen, können in Wirklichkeit als Impulse für die notwendige Weiterentwicklung in die richtige Richtung dienen. Allerdings erfordert dies die Bereitschaft der Unternehmen, diese Herausforderungen anzunehmen.