Erzählen Sie mal... Interview mit einem Mitglied des Geschäftsbereichs Reinigung bei Fraunhofer

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In unserer Interview-Reihe stellen wir Ihnen in jedem Newsletter ein Mitglied aus dem Fraunhofer-Geschäftsbereich Reinigung einmal näher vor. Diesmal stand uns Ann-Katrin Großmann vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA Rede und Antwort. Lesen Sie mehr über ihren Werdegang sowie ihre persönliche Sichtweise zu den Zielen, Potenzialen und Wünschen für den Fraunhofer-Geschäftsbereich Reinigung.

 

1. Wie bist Du zum Fraunhofer-Geschäftsbereich Reinigung (FRei) gekommen?

Ich arbeite seit 2017 am Fraunhofer IPA als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich der Reinheitstechnik, wobei mein Schwerpunkthema die Technische Sauberkeit, also unter anderem die Prüfung von Bauteilsauberkeit, ist. Ich komme also nicht direkt über die Reinigung in den Geschäftsbereich, sondern über den Umweg der Reinigungsvalidierung und Überprüfung der Reinigungswirkung.

Gleich in meinem ersten Jahr durfte ich im Grundlagenseminar in Dresden einen Vortrag zu Sauberkeitsprüfung und Normengrundlagen in diesem Bereich halten und bin seitdem fester Teil des Geschäftsbereichs.

 

2. Welches Ziel hast Du Dir für Deine Arbeit im Fraunhofer-Geschäftsbereich Reinigung gesetzt?

Da ich vor allem im Bereich Schulung tätig bin, möchte ich gerne in den Austausch mit den Schulungsteilnehmenden aus der Industrie gehen und hier neue Impulse aus den aktuellen Fragestellungen der Industrie erhalten und – wenn möglich – umsetzen.

Mein Ziel ist es, dass die Teilnehmenden verstehen, welche ganz unterschiedlichen Möglichkeiten der Sauberkeitsprüfung es gibt, wann welche Methode sinnvoll ist und welche Schlüsse aus den Ergebnissen gezogen werden können.

 

3. Was möchtest Du den Kunden der FRei mit auf den Weg geben?

Mir ist es wichtig, dass die Kunden der FRei verstehen, dass im Bereich der Reinheit und Sauberkeit immer nach dem Vorsatz gehandelt werden sollte, so sauber wie nötig und nicht wie möglich. Die Konsequenzen von Sauberkeitsgrenzwerten und Reinheitsanforderungen müssen bei deren Festlegung unbedingt berücksichtigt werden, da diese oftmals einen hohen Reinigungs- und Prüfaufwand mit sich bringen.

 

4. Was bietet das Fraunhofer IPA in der Reinigungstechnik an?

Unser Leistungsportfolio im Bereich der Reinigungstechnik ist breit gefächert. Wir bewerten und optimieren Reinigungsverfahren, entwickeln individuelle Reinigungsprozesse, -geräte und -werkzeuge, übernehmen Reinigungsaufträge für unterschiedliche große Einzelteile, Kleinstserien, Geräte und Anlagen, sowie die anschließende Verpackung der hochreinen Reinigungsgüter.

Wir unterstützen sowohl in der Auswahl eines Reinigungsverfahrens als auch in der Erstellung und Optimierung eines geeigneten Prozesses für die kundenspezifische Anwendung. Hierzu können wir auf die gängigsten Verfahren in Laboratorien am Fraunhofer IPA zurückgreifen und mit einer umfassenden Analytik die Effektivität der gewählten Verfahren für den vorliegenden Anwendungsfall untersuchen.

 

5. Was macht Dich zu einem kompetenten Partner in der Reinigungstechnik?

Die Abteilung, in der ich tätig bin, bearbeitet seit mittlerweile mehr als 35 Jahren die Themenfelder Reinheitstechnik und Kontaminationskontrolle branchenübergreifend und unabhängig – angefangen von der Mikroelektronik, über Life-Science-Applikationen, bis hin zur Automobil- und Raumfahrtindustrie und verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung auf dem Gebiet der Technischen Sauberkeit. Ich kann also auf einen sehr umfassenden Erfahrungsschatz zurückgreifen, wenn ich einmal keine Antwort auf eine Fragestellung weiß.

Außerdem stehen mir zur Bearbeitung der reinheitstechnischen Fragestellungen modernste und aktuelle Infrastruktur zur Verfügung, angefangen von den verfügbaren Reinraumlaboren bis hin zum Messequipment.

 

6. Was wünschst Du Dir für die Branche?

Ich würde mir wünschen, dass in den anderen technologischen Disziplinen, wie beispielsweise Entwicklung und Planung, die Reinigbarkeit von Bauteilen schon früher berücksichtigt werden würde, damit nicht die Reinigungstechnik am Ende Fehler ausbaden muss, die dann nur noch mit sehr hohem Aufwand oder auch nur unzureichend gelöst werden können.

 

7. Was braucht es dringend, damit auf dem Gebiet der Reinigungstechnik der nächste große Schritt gegangen werden kann?

Ein Problem auf dem Gebiet der Reinigungstechnik war in den letzten Jahren, dass Substanzen pauschal verboten wurden. So wurde beispielsweise die Lösemittelreinigung oftmals durch eine wässrige Reinigung ersetzt. Hier sollte zukünftig ein besseres Bewusstsein dafür vorhanden sein, dass durch den Einsatz von Ersatzsubstanzen auch Probleme auftreten können. Hier wäre aus meiner Sicht eine differenziertere Betrachtung von Risiken und Nutzen sehr hilfreich.